Einblick Draussenschule: Wer sich orientiert, muss sich bewegen:
An der Schule Zeihen wird seit Beginn des Schuljahrs 2020/21 «Draussenschule» praktiziert – einmal wöchentlich lernen, arbeiten und spielen alle 100 Schülerinnen und Schüler vom Kindergarten bis in die 6. Klasse draussen, egal ob es schneit oder die Sonne scheint. Die Draussenschule ist fest im Stundenplan verankert und wird im Teamteaching unterrichtet – die Lehrpersonen und die Naturpädagogin gestalten den Unterricht gemeinsam.
Wer sich orientiert, muss sich bewegen.
Der Nebel hängt tief und dicht im Geäst der Bäume an diesem Mittwochvormittag im November. Der Herbst ist nun da, so wie man es von ihm erwartet: kühl, feucht und mystisch. Dieser Zauber liegt auch auf den Gesichtern einer Gruppe Kinder. Still und starr stehen sie auf einem Waldweg. Ihre Augen haben sie geschlossen. Sie lauschen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, ohne ein Zeichen, öffnen sich nach und nach die Augenpaare. Sie blinzeln, sie suchen nach Halt in der Landschaft. Kein Wort. Es wird gewartet, bis auch das letzte Kind wieder zurückgefunden hat. Eine Minute später erkennt man die Szenerie kaum wieder. Zu dritt und zu viert beugen sich die Kinder über eine Landkarte. Angeregt wird diskutiert und argumentiert. «Es kann ja nicht sein, dass hier ständig ein Zug vorbeifährt. Das muss die Autobahn sein», meint ein grossgewachsener Junge und tippt auf eine dicke orange Linie auf der Karte. Er fügt hinzu: «Erstaunlich, dass man dies auf eine solche Distanz hört.» Die Lehrerin verfolgt die Diskussionen aufmerksam, bleibt jedoch im Hintergrund. Sie möchte das Zwiegespräch zwischen dem Raum und den Lernenden nicht stören.
Draussen lernen, spielen und arbeiten
Diese Szene zeigt Unterricht, wie er seit Beginn des Schuljahrs 2020/21 an der Schule Zeihen praktiziert wird. Einmal wöchentlich lernen, spielen und arbeiten alle 100 Kinder des Zyklus 1 + 2 während eines Vormittags in der freien Natur – egal zu welcher Jahreszeit, egal ob bei Regen, Schnee oder Sonnenschein. Begleitet werden sie dabei von ihren Klassenlehrerinnen und einer Naturpädagogin. Draussenschule steht fix am Mittwochvormittag auf dem Stundenplan der Schülerinnen und Schüler des Zyklus 2. Das Thema «Orientierung» begleitet sie durch den Herbst. Karten lesen, sich mit dem Kompass orientieren, eigene Kartenskizzen erstellen, die Darstellungsformen der Topografie studieren und in der Umgebung wiedererkennen – die Draussenschule verpackt diese Themen in wirkungsvolle Lernaufgaben, setzt auf Handlung und Bewegung und fordert von allen Akteuren aufmerksames Mitmachen ein.Im Kern steht der Fördergedanke
Man könnte meinen, die Draussenschule stehe für eine naturpädagogische Ausrichtung oder Profilierung der Schule Zeihen. Gewiss finden sich im gegenwärtigen Kollegium Lehrpersonen mit einer Affinität für die Natur und das ausserschulische Lernen unter freiem Himmel. Doch die Draussenschule gründet im Förderkonzept der Schule Zeihen. In ihm werden Gefässe und Instrumente formuliert, die möglichst allen Kindern zugutekommen. Im Bereich der Organisation und Struktur und der pädagogischen Arbeit strebt die Schule mit dem Förderkonzept eine Akzentverschiebung von einer integrativen hin zu einer inklusiven Haltung und Denkweise an. Die Draussenschule ist Teil der neuen Förderstruktur, die das Herzstück bei der jährlichen Ressourcen- und Pensenplanung darstellt. Fokussiert wird dabei das handlungsorientierte Lernen in der Natur, implizite Lerngelegenheiten, das Freispiel, die Bewegungsförderung und der achtsame und fürsorgliche Umgang mit der Natur.