Teaser_Workflows_mit_KI

Workflows mit Künstlicher Intelligenz

Die Arbeit mit generativer KI in Schule und Unterricht ist spannend und ausgesprochen vielseitig. Und obwohl wir mit dieser Technologie noch immer am Anfang stehen, ist schon deutlich zu erkennen, in welchen Bereichen sie Lehrkräften nützlich sein kann. Zum Beispiel, indem sie uns hilft, Bilder, Texte und vielseitige Materialien zu generieren, für deren Entwicklung wir ohne KI deutlich mehr Zeit investieren müssten. Vier Beispiele zur Erstellung interaktiver Lernmaterialien.
Joscha Falck

Joscha Falck

Joscha Falck ist Mittelschullehrer an der Mittelschule Rednitzhembach und Schulentwicklungsmoderator in einem Innovationsteam für digitale Bildung in Mittelfranken, Bayern. Neben seiner Unterrichtstätigkeit (Deutsch, Geschichte, Politik, Informatik) hält er Fortbildungen und berät Schulen und Steuergruppen bei Schulentwicklungsprozessen. Darüber hinaus ist er als Referent, Blogger und Autor tätig. Seine inhaltlichen Schwerpunkte sind: Digitale Medien, Schul- und Unterrichtsentwicklung, Didaktik des digital gestützten Unterrichtens, digitale Transformation an Schulen, Künstliche Intelligenz in Schule und Unterricht. Er unterstützt die Arbeit von IQES online durch redaktionelle Tätigkeiten und inhaltliche Beiträge. Darüber hinaus bietet er zusammen mit Hauke Pölert IQES-Webinare zum Thema »KI in Schule und Unterricht« an. Kontakt: www.joschafalck.de

Mittlerweile habe ich verschiedenste Einsatzmöglichkeiten getestet, Potenziale und Grenzen ausgelotet und mich in zahlreichen Fortbildungen mit Kolleginnen und Kollegen darüber ausgetauscht. Dabei zeigt sich, dass die Bandbreite an Möglichkeiten noch lange nicht ausgeschöpft ist, weil deren Vielfalt durch die Kombinationen aus Prompt und Inhalt unermesslich groß ist.

Bestimmte Anwendungsfelder sind „gesetzt“

Bestimmte Bereiche lassen sich dennoch als „gesetzt“ bezeichnen, weil hier mit wenig Aufwand gute Ergebnisse erzeugt werden können. Gemeint sind z. B. die Erstellung von Info-Texten, Differenzierungsmaterialien, Lückentexten, Übersetzungen oder Arbeitsaufträgen, die erstellt, bearbeitet und genutzt werden können – selbstverständlich aber eine inhaltliche Prüfung durch die Lehrkraft erfordern.

Nun erfordert es jedoch Übung, bestimmte Workflows aufzubauen und im Alltag bei Bedarf routiniert abrufen zu können. Bei den bisher genannten Beispielen besteht die Herausforderung im Wesentlichen darin, an die KI-Option zu denken und diese dann zu nutzen. Bei einem solchen – rein linearen – KI-Einsatz (Prompt => fertiges Ergebnis) sind relativ einfach gute Ergebnisse zu bekommen. Komplexer, übungsintensiver, aber auch spannender wird es, wenn mehrstufige Abläufe zwischen verschiedenen Software-Systemen durch KI angestoßen werden, um völlig neue Ergebnisse entstehen zu lassen (Prompt, evtl. in Verbindung mit Material => Nutzung in verschiedenen Apps => fertiges Ergebnis).

Diese Workflows erfordern komplexere Prompts, gegebenenfalls Bearbeitungs- und Anpassungsschleifen im Dialog mit der KI und die Weiterverarbeitung der Ergebnisse in anderen Programmen (App Smashing). Im Folgenden möchte ich vier Beispiele in diesem Stil vorstellen, die gerne nachgemacht und in andere Kontexte übertragen werden dürfen.

Vom Video zum interaktiven Lumi-Quiz

Ausgangspunkt meiner Workflows zum Erstellen interaktiver Lernmaterialien war die Entdeckung einer Google Chrome Erweiterung namens „ChatGPT for YouTube“. Damit können YouTube-Videos transkribiert und mit einem Klick als Text kopiert werden. Indem dieser zu ChatGPT übertragen wird, kann mit verschiedenen Prompts auf das Material zugegriffen werden, z. B. um Quizfragen zum Transkript (also zum Video) erstellen zu lassen. Im Anschluss daran sollte das Quiz aber nicht ausgedruckt, sondern in einer digitalen und interaktiven Form zur Verfügung gestellt werden. Dazu habe ich die Quizfragen beim H5P-Inhaltstyp „Single-Choice“ als Text eingegeben und somit ein interaktives Quiz erstellt. Im selben Stil können aber auch andere H5P-Typen angesteuert werden, so z. B. Multiple-Choice, Fill in the blanks oder Drag the words.

Vom Podcast zum interaktiven Forms-Quizz

Im zweiten Beispiel habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, eine interaktive Quiz-Übung zu einem Podcast zu erstellen, in diesem Fall zu den NDR-Kindernachrichten. Da ChatGPT (noch) keine Audio-Dateien verarbeiten kann, musste eine Software zum transkribieren der heruntergeladenen Datei her. Nach längerer Suche bin ich bei den KI-Tools von fobizz fündig geworden, mit denen ohne Probleme Transkripte erstellt werden können. Als Alternative zu H5P sollte in diesem Fall Microsoft Forms zum Einsatz kommen, um jede Quiz-Frage mit Punkten versehen und anschließend als Aufgabe zuweisen zu können. Dazu kann der Text der Audio-Datei zu ChatGPT kopiert und die Erstellung von Fragen in Auftrag gegeben werden. Das Ergebnis muss jedoch in einem Zwischenschritt in einem Word-Dokument gespeichert werden. Innerhalb von MS Forms kann diese Word-Datei über den Schnellimport eingespielt werden, sodass ein fertiges Quiz angelegt werden kann.

Vom Arbeitsblatt zum interaktiven Kahoot-Quiz

Im dritten Beispiel wollte ich die multimodalen Möglichkeiten von ChatGPT Plus testen, um ein interaktives Quiz zu einem bestehenden Material zu erstellen. Dazu habe ich einen Screenshot eines zusammenfassenden Arbeitsblattes bei ChatGPT hochgeladen und dazu Quizfragen generieren lassen. Der Prompt war darauf ausgerichtet, die Ergebnisse in einem Kahoot-fähigen Tabellenformat ausgegeben zu bekommen (die Vorlage dazu kann direkt bei Kahoot heruntergeladen werden). Ähnlich wie vor dem Schnellimport zu MS Forms müssen die Quiz-Fragen hier in eine Excel-Vorlage eingespielt und zwischengespeichert werden. Bei der anschließenden Erstellung eines neuen Kahoot-Quiz kann diese Datei dann hochgeladen werden.

Möglicher Prompt zur Erstellung einer „Kahoot-fähigen“ Tabelle:

Bitte erstelle mir 10 Mulitple-Choice-Fragen mit je vier Antwortmöglichkeiten zu folgendem Text. Gib die 10 Fragen als Tabelle mit folgenden Spalten aus: 1 Spalte Frage, 2 Spalte Antwort a, 3 Spalte Antwort b, 4 Spalte Antwort c, 5 Spalte Antwort d, 6 Spalte Zeit immer den Wert 30 und letzte Spalte die korrekte Antwort für a=1, b=2, c=3 und d=4, wobei die Spalten 2 bis 5 nicht mehr als 75 Zeichen beinhalten und die Spalte 1 nicht mehr als 120 Zeichen.

Vom Buchtext zur Audioausgabe

Im letzten Beispiel soll gezeigt werden, wie der Prozess in die andere Richtung aussehen kann. Der Ausgangspunkt ist hierbei ein Text aus dem Schulbuch, der noch nicht digitalisiert vorliegt. Mithilfe der OCR-Texterkennung eines iPhones kann dieser über die Kamera erfasst, kopiert und anschließend weiterverarbeitet werden, z. B. durch eine generative Sprach-KI wie ElevenLabs. Wird der Text hier eingefügt, erzeugt die Anwendung ein authentisches Audio, das entweder direkt abgespielt oder als Datei heruntergeladen werden kann. Dies ermöglicht es einerseits, Hörverstehensübungen in Deutsch und/oder in Fremdsprachen im Handumdrehen entstehen zu lassen. Andererseits können so unkomplizierte Audios zu Text-Materialien erstellt werden, z. B. für Differenzierungen oder ein Stationenlernen. Und zu guter Letzt steckt in diesem Vorgehen auch noch Potenzial in dem Sinne, dass Schüler:innen diesen Workflow für sich nutzen können. Ist z. B. ein Buchtext unklar oder ein Inhalt nicht verstanden, kann über die Texterkennung der Kamera unkompliziert Hilfe durch ein KI-System angefordert werden. Ein möglicher Prompt könnte dann bspw. lauten: „Bitte erkläre mir diesen Inhalt in einfacheren Worten“.

Kombinationen

Selbstverständlich können die unterschiedlichen Workflows kombiniert und/oder auf andere Anwendungsgebiete übertragen werden. Die Eingabe eines KI-generierten Textes bei H5P ermöglicht ja neben Quiz-Übungen das Erstellen verschiedenster Inhaltstypen. Wenn eine Audio-Datei als Transkript vorliegt, können diese Übungen auch zu diesem Medium erstellt werden, ebenso wie die Bilderkennung unterschiedlichster Materialien (Foto oder Screenshot) Workflows hin zu H5P oder MS Forms ermöglicht. Und letztlich können so auch Übungen zu Buchtexten generiert werden, die per Foto oder Texterkennung der Kamera digitalisiert wurden.

All-in-one-KI-Tools

Jenseits der beschriebenen Beispiele können Lehrkräfte auch auf (kostenpflichtige) KI-Plattformen wie to teach_ oder Magic SchoolAI zurückgreifen. Mit beiden Tools können zahlreiche Unterrichtsmaterialien ohne KI-Vorkenntnisse erstellt werden, z. B. Lückentexte, Quiz-Übungen oder Arbeitsblätter. Im Grunde passiert hinter der Oberfläche etwas ähnliches wie bei den hier beschriebenen Workflows: Vorbereitete ChatGPT Prompts verarbeiten inhaltliche Anfragen oder beigefügtes Material zu einem gewünschten Endergebnis, das dann heruntergeladen oder per Link bereitgestellt werden kann. Die Plattformen sind in mehrerer Hinsicht zu empfehlen: Einerseits lassen sich die Potenziale von KI-Workflows mit einer Vielzahl an Möglichkeiten in nur einer Software-Umgebung erkunden. Andererseits können Lehrkräfte mit dieser Art der Materialerstellung viel Zeit einsparen. Damit stellen die Plattformen einen Blick in die Zukunft der technologiegestützten und effizienten Unterrichtsvorbereitung dar. Gleichwohl verleiten derartige Angebote dazu, Unterrichtsaufgaben überwiegend reproduzierend, im Klick-Stil und wenig kreativ vorzubereiten. Und sie verleiten dazu, die Technologie hinter dem KI-Zauber weniger zu hinterfragen und sich einen mündigen Umgang mit Sprachmodellen nicht mehr selbst zu erarbeiten. In diesem Sinne sei Lehrkräften empfohlen, diese Plattformen auszuprobieren und deren Potenziale für sich auzuloten. Gleichzeitig können die hier beschriebenen Workflows dabei helfen, ein grundlegendes Verständnis von KI-gestützten Workflows zur Erstellung von Materialien aufzubauen und sich ein eigenes Repertoire an Arbeitsweisen aufzubauen.

So oder so darf man davon ausgehen, dass angesichts der Entwicklungsgeschwindigkeit der verfügbaren KI-Anwendungen noch zahlreiche andere Workflows zu unterschiedlichsten Einsatzgebieten kommen werden. In diesem Sinne lohnt es sich dranzubleiben.

Joscha Falck
Joscha Falck

Joscha Falck ist Mittelschullehrer an der Mittelschule Rednitzhembach und Schulentwicklungsmoderator in einem Innovationsteam für digitale Bildung in Mittelfranken, Bayern. Neben seiner Unterrichtstätigkeit (Deutsch, Geschichte, Politik, Informatik) hält er Fortbildungen und berät Schulen und Steuergruppen bei Schulentwicklungsprozessen. Darüber hinaus ist er als Referent, Blogger und Autor tätig. Seine inhaltlichen Schwerpunkte sind: Digitale Medien, Schul- und Unterrichtsentwicklung, Didaktik des digital gestützten Unterrichtens, digitale Transformation an Schulen, Künstliche Intelligenz in Schule und Unterricht. Er unterstützt die Arbeit von IQES online durch redaktionelle Tätigkeiten und inhaltliche Beiträge. Darüber hinaus bietet er zusammen mit Hauke Pölert IQES-Webinare zum Thema »KI in Schule und Unterricht« an. Kontakt: www.joschafalck.de

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