«Eine der besten Methoden, das Selbstwertgefühl zu stärken, besteht darin, Kinder und Jugendliche darin zu bestärken, sich selber zu befragen.»
Selbstwahrnehmung und Feedback im Kindergarten:
Im Kindergartenalter ist Selbstwahrnehmung die Entdeckung der persönlichen Eigenständigkeit: „Ich bin ich selber!“. Je positiver ein Kind sich selbst erleben kann, je mehr solche Gelegenheiten und Situationen dafür im Kindergartenalltag geschaffen werden, desto mehr entwickeln sich Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit. Eigene Gefühle und Bedürfnisse wahrnehmen zu können, ein gutes „Bauchgefühl“ zu entwickeln, sind Grundlagen für ein selbstbestimmtes und glückliches Leben. Selbstwahrnehmung ist also auch unabdingbare Voraussetzung für weitere Formen des formativen Feedbacks wie Selbstreflexion, Selbst- und Fremdeinschätzung und -beurteilung.
Selbstwahrnehmung
„Hilf mir, es selbst zu tun.“ Maria Montessori
Selbstwahrnehmung als Kompetenz steht in den beiden Kindergartenjahren im Fokus! Bekommt ein Kind im Kindergartenalltag immer wieder und in unterschiedlichsten Situationen die Möglichkeit, sich selber bewusst wahrzunehmen, sich selber und die eigenen Handlungen als wirksam, mit einer Wirkung auf andere zu erleben, führen diese Selbstwahrnehmung und Selbstwirksamkeit zu Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl.
Dafür braucht das Kindergartenkind Vertrauen und Möglichkeiten:
Ich darf….
- Fehler machen, sie sind wertvolle Helfer,
- Herausforderungen eigenständig anpacken,
- ausprobieren und selber entdecken,
- Grenzen kennenlernen zu dürfen.
- Verantwortung für meine eigenen Gefühle und Handlungen übernehmen.
Eine positive, stärkenorientierte Selbstwahrnehmung führt zu Selbständigkeit und einer gesunden und achtsamen Entwicklung. Sie fördert die Fähigkeit, Herausforderungen als Chancen zu sehen und mit Selbstbewusstsein anzugehen. Eine ungemein wichtige und wunderbare Aufgabe des Kindergartens!
Selbstreflexion, Selbsteinschätzung und Selbstbeurteilung
Selbsteinschätzung ist die Fähigkeit eines Kindes, seine persönlichen Fertigkeiten und Fähigkeiten selbst zu bewerten. Diese Fähigkeit ergibt sich aus dem individuellen kognitiven und emotionalen Entwicklungsstand eines Kindes. Es wird dabei zunehmend fähig, sich «neben sich» zu stellen, neben das eigene Verhalten oder neben erzielte Ergebnisse. So schafft es Distanz, um «von außen» betrachten und dadurch auch einschätzen, beurteilen zu können.
Jüngere Kinder orientieren sich für diese Einschätzung noch stark an den Reaktionen ihres Gegenübers und versuchen dabei zu erraten, was dieses Gegenüber von seinem Verhalten oder Ergebnis hält. Selbsteinschätzung und Selbstbeurteilung bauen dann darauf auf.
Erst nach und nach und sehr individuell, entwickelt sich die Fähigkeit, das eigene Verhalten, Lernentwicklung und -ergebnisse in Bezug zu Kriterien zu setzen.
Ein weiterer Hinweis darauf, dass die Entwicklung in Richtung Selbstbeurteilung über konsequente und vielfältige Übungsmöglichkeiten der Selbstwahrnehmung im Kindergarten verläuft und dafür genügend Raum und Zeit benötigt.
Kindergartenkinder werden so im Laufe ihrer Kindergartenzeit fähig, ihre Selbsteinschätzung auf drei Selbstkonzepte zu stützen:
- Meine körperlichen und geistigen Fähigkeiten
- Meine Gesundheit
- Mein Verhalten in Bezug auf andere Menschen
Durch die Fähigkeit, die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten mehr und mehr realistisch einschätzen zu können, zeigen viele Kinder auch eine höhere Motivation, wenn es darum geht, (neue) Ziele zu erreichen. Selbstbeurteilungskompetenz baut auf diese Weise Ängste ab und fördert das Miteinander. Denn wer sich selber beurteilen kann, kann auch fremde Einschätzungen besser annehmen und verstehen.
Feedback im Kindergarten
Die Selbstwahrnehmung in Bezug auf Gefühle, die eigene Befindlichkeit und das eigene Handeln ist eine Kernkompetenz der Kindergartenzeit und die wichtigste Grundlage für alle weiteren Formen des Feedbacks.
Die Kombination von Selbstreflexion/ Selbsteinschätzung durch die Kinder und Rückmeldungen durch die Lehrperson und/ oder andere Kinder ermöglicht altersgemässe Lerngespräche, nicht nur auf der Basis von Diskrepanzen zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung, sondern auch als gemeinsames «Feiern» von entdeckten Stärken und (Lern-)Entwicklungsschritten. Natürlich ist auch hier eine stärken- und ressourcenorientierte, auf Vertrauen, gegenseitiger Wertschätzung und Respekt beruhende Lernkultur unabdingbare Voraussetzung. Echtes Interesse, Achtsamkeit und entwicklungsorientierte Haltung und positive Denkweise als Kern der pädagogischen Kompetenz (nicht nur im Kindergarten!).
Entwicklung einer altersgemässen Selbstbeurteilung
Die Fähigkeit zur Selbstbeurteilung ist in allen Schulstufen ein wichtiger Bestandteil der kompetenzorientierten Beurteilung.
Meine Stärken und meine noch fehlenden Kompetenzen zu kennen und benennen, aufzeigen, sichtbar machen zu können, hilft mir dabei, mich und mein Verhalten, meine Lernschritte und -produkte immer genauer und treffender zu beurteilen. Und diese Kompetenz wiederum lässt mich mein eigenes Lernen mehr und mehr steuern.
Die Selbstbeurteilungskompetenz von Kindern zu wecken, aufzubauen und nachhaltig zu fördern, bedingt das Wissen um die verschiedenen Entwicklungsschritte und passende Werkzeuge und Instrumente.
Dieser Kompetenzaufbau orientiert sich an der individuellen kognitiven und emotionalen Entwicklung eines Kindes. In diesem Sinne verstehen wir die Nummerierungen in der folgenden Darstellung nicht als Chronologie, sondern als individuelle, oft auch gleichzeitige Entwicklungsschritte, die über die Kindergartenjahre hinaus gehen.
Die einzelnen Werkzeuge und Instrumente können deshalb sowohl in der Auswahl wie auch in ihrer Anwendung dem jeweiligen Entwicklungsstand angepasst und eingesetzt werden.
Die eigene Befindlichkeit wahrnehmen können
Hilfreiche Fragestellungen
- Was kann ich gut?
- Wie geht es mir im Moment?
- Wie ist es mir in bestimmten Situationen ergangen?
- Was mache ich gerne und was nicht?
Die eigene Befindlichkeit ausdrücken können
Hilfreiche Fragestellungen
- Welches Symbol/ Bild passt am besten zu meiner Befindlichkeit?
- Welches Bild/ Symbol zeigt am besten, wie ich mich fühle? Weshalb?
- Wie wer/ was fühle ich mich gerade?
Sich selbst beobachten und einschätzen können
Hilfreiche Fragestellungen
- Was habe ich der Reihe nach gemacht?
- Wie lange habe ich dafür gebraucht?
- Habe ich Hilfe gebraucht?
Beobachtungen vergleichen und interpretieren können
Hilfreiche Fragestellungen
- Wie ist es mir im Vergleich mit dem letzten Mal ergangen?
- Konnte ich an diesem Arbeitsplatz besser arbeiten als…?
- Habe ich mir weniger Hilfe geholt als beim letzten Mal?
Passende IQES-Werkzeuge
Ein Produkt mit Kriterien in Beziehung setzen können
Hilfreiche Fragestellungen
- Welche Kriterien erfüllt mein Produkt?
- Welche noch nicht?
- Was hätte ich anders tun können?
Passende IQES-Werkzeuge
Das eigene Verhalten überdenken können
Hilfreiche Fragestellungen
- Wie habe ich mich in dieser Situation verhalten?
- Welche Faktoren haben mein Verhalten beeinflusst?
- Was hat mein Verhalten bewirkt?
Das eigene Verhalten mit Normen in Bezug setzen können
Hilfreiche Fragestellungen
- War mein Verhalten wie abgemacht/ richtig?
- Welches Verhalten war für unsere
- Zusammenarbeit förderlich?
Die eigene Leistung mit Lernzielen in Beziehung setzen können
Hilfreiche Fragestellungen
- In welchen Bereichen habe ich das/ Mein Ziel erreicht?
- Was muss ich tun, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen?
- Sind die Ziele an meine Leistungsfähigkeit angepasst?
Passende IQES-Werkzeuge
SMART- Lernziele
Entwicklungsschritte/ Teilkompetenzen | Hilfreiche Fragestellungen | Passende IQES-Werkzeuge | ||
---|---|---|---|---|
Die eigene Befindlichkeit wahrnehmen können. | Was kann ich gut? Wie geht es mir im Moment? Wie ist es mir in bestimmten Situationen ergangen? Was mache ich gerne und was nicht? | |||
Die eigene Befindlichkeit ausdrücken können. | Welches Symbol/ Bild passt am besten zu meiner Befindlichkeit? Welches Bild/ Symbol zeigt am besten, wie ich mich fühle? Weshalb? Wie wer/ was fühle ich mich gerade? | |||
Sich selbst beobachten und einschätzen können. | Was habe ich der Reihe nach gemacht? Wie lange habe ich dafür gebraucht? Habe ich Hilfe gebraucht? | |||
Beobachtungen vergleichen und interpretieren können. | Wie ist es mir im Vergleich mit dem letzten Mal ergangen? Konnte ich an diesem Arbeitsplatz besser arbeiten als…? Habe ich mir weniger Hilfe geholt als beim letzten Mal? | |||
Ein Produkt mit Kriterien in Beziehung setzen können. | Welche Kriterien erfüllt mein Produkt? Welche noch nicht? Was hätte ich anders tun können? | Kriterienkarten- und bogen | ||
Das eigene Verhalten überdenken können. | Wie habe ich mich in dieser Situation verhalten? Welche Faktoren haben mein Verhalten beeinflusst? Was hat mein Verhalten bewirkt? | |||
Das eigene Verhalten mit Normen in Bezug setzen können. | War mein Verhalten wie abgemacht/ richtig? Welches Verhalten war für unsere Zusammenarbeit förderlich? | |||
Die eigene Leistung mit Lernzielen in Beziehung setzen können. | In welchen Bereichen habe ich das/ Mein Ziel erreicht? Was muss ich tun, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen? Sind die Ziele an meine Leistungsfähigkeit angepasst? | Kartenset und Lernlandkarte „Überfachliche Kompetenzen“ Kompetenzkarten und -bogen |
Werkzeuge und Instrumente
Über die eigene Befindlichkeit, Gefühle, Wahrnehmungen und aber auch das eigene Lernen miteinander ins Gespräch zu kommen, braucht es vor allem im Kindergarten Werkzeuge und Instrumente, die die Kinder in aussagekräftiger und ansprechender Bildsprache abzuholen vermögen.
Karten und Aufkleber für Feedback im Kindergarten
Es lohnt sich sehr, nach und nach ein Repertoire aufzubauen, das die Kinder über eine gemeinsame (Bild-)Sprache und den integral aufgebauten schrittweise erlernten Wortschatz in eine gemeinsame Sprache des Lernens führt.
Karten für Feedback im Kindergarten
Die doppelseitigen Karten helfen Kindern, mit Hilfe von Bildern und Satzanfängen für einen grundlegenden Wortschatz eine gemeinsame Feedbacksprache aufzubauen, sich in Selbst- und Fremdeinschätzungen zunehmend sicher und kompetent zu fühlen.
Herkunft: Selbstwahrnehmung und Feedback im Kindergarten
Umfang/Länge: 2 Seiten
Fächer: alle Fächer
Stufen: 1. Stufe, 2. Stufe, Kindergarten/Vorschule
Aufkleber für Feedback im Kindergarten
Analog zu den Karten eignen sich die Aufkleber zusätzlich für schnelle Rückmeldungen zu Lernprodukten, vor allem auch im Zusammenhang mit der Portfolioarbeit im Kindergarten.
Herkunft: Selbstwahrnehmung und Feedback im Kindergarten
Umfang/Länge: 11 Seiten
Fächer: alle Fächer
Stufen: 1. Stufe, 2. Stufe, Kindergarten/Vorschule
Bilder und Aufkleber für Selbstwahrnehmung, Selbstreflexion und Selbsteinschätzung
Im Kindergarten lernen die Kinder in erster Linie, sich selber, ihre Gefühle, ihre Befindlichkeiten wahrzunehmen und nach und nach auch für andere verständlich auszudrücken. Dies geschieht meist mit Hilfe von Bildern und Geschichten und bewusst gesetzten Zeitfenstern. Die Selbstwahrnehmung ist unabdingbare Voraussetzung und Grundlage, um sich und seine Lernschritte (stärkenorientiert) reflektieren, einschätzen und bewerten zu können. Haltung und Denkweise der Lehrperson spielen auch hier eine zentrale Rolle, lernen Kinder doch vor allem durch Vorbilder.
Bilder für Selbstwahrnehmung, Selbstreflexion und Selbsteinschätzung im Lernprozess
Die Hantelbilder ermöglichen den Kindern Antworten auf vielfältige Fragen zu ihrem aktuellen Lernstand sowie ihrem persönlichen Lernprozess. Die Karten können dabei wahlweise zwei-, drei- oder vierstufig eingesetzt werden. • Wie geht es dir jetzt gerade mit der aktuellen Aufgabe/ mit dem, was du gerade tust? Wie fühlst du dich? Wie ist es dir mit dieser Aufgabe, ... ergangen? • Kannst du mit Hilfe der Bilder erzählen, wie es dir bei.... ergangen ist? • Welches Bild passt am besten zu .... (deinem Lernprozess)?
Herkunft: Meine Schatzkiste - Das Entwicklungsportfolio im Kindergarten
Umfang/Länge: 2 Seiten
Fächer: alle Fächer, Überfachliche Kompetenzen
Stufen: 1. Stufe, 2. Stufe, Kindergarten/Vorschule
Aufkleber für Selbstwahrnehmung, Selbstreflexion und Selbsteinschätzung im Lernprozess
Analog zu den Karten können die Aufkleber insbesondere zur Einschätzung von einzelnen Schätzen der Schatzkiste eingesetzt werden. Dies im Sinne von: „So war es für mich, hier möchte ich gerne noch etwas über den Prozess dieses Schatzes erzählen, ...“
Herkunft: Meine Schatzkiste - Das Entwicklungsportfolio im Kindergarten
Umfang/Länge: 10 Seiten
Fächer: alle Fächer, Überfachliche Kompetenzen
Stufen: 1. Stufe, 2. Stufe, Kindergarten/Vorschule
Bilderbuchempfehlungen und Praxistipps zu Selbstwahrnehmung und Selbsteinschätzung
Eigene und fremde Gefühle, Befindlichkeit, Achtsamkeit im Umgang mit sich und anderen Menschen, Selbstbewusstsein, Selbstwirksamkeit, und und und. Das Angebot an Bilderbüchern zu eben diesen grundlegenden Themen der Kindergartenjahre ist groß und bietet unzählige (Gesprächs-)Möglichkeiten für den Kindergartenalltag.
Bilderbuchempfehlungen und Praxistipps zu Selbstwahrnehmung und Selbsteinschätzung
Diese Bilderbücher eignen sich besonders, um die Themenbereiche Gefühle, Selbstwahrnehmung, Selbsteinschätzung, Achtsamkeit, Selbstbewusstsein und Selbstwirksamkeit in der Kindergartenpraxis zu verankern und damit den Fokus auf eine der wichtigsten Basiskompetenzen zu legen, um Kinder fit fürs Leben zu machen!
Herkunft: Selbstwahrnehmung und Feedback im Kindergarten
Fächer: alle Fächer
Stufen: 1. Stufe, 2. Stufe, Kindergarten/Vorschule
Karten Kompetenzen im Kindergarten
Die IQES-Karten „Kompetenzen im Kindergarten“ bieten sich als passende Unterstützung zur Förderung der Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion an. Das umfangreiche Kartenset zeigt die für den Kindergarten relevanten fachlichen und überfachlichen Kompetenzen in ausdrucksstarken Bildern, konkretisiert sie in verständlicher Sprache und begleitet Kinder, Lehrpersonen und Eltern. Dabei bieten die Karten Orientierung bei der Planung und Durchführung von individuellen und kooperativen Spiel- und Lernangeboten. Sie steuern unterschiedlichste Feedbacksituationen und sind Grundlagen für lernwirksame Gespräche und die Dokumentation der individuellen Entwicklung jedes einzelnen Kindes.