((Hier beginnt der Bereich, der mit dem Pagebuilder aufbereitet wird)) Auch wenn manche ChatGPT als „Gamechanger im Bereich Künstliche Intelligenz“ handeln, ist das Grundprinzip doch recht einfach: Denn ChatGPT ist ein sogenannter „Transformer“-basierter Sprachgenerator, der mithilfe einer großen Menge an Texten trainiert wurde. Es erhält als Eingabe einen Anfangstext (einen „Prompt“, z.B. eine Aufforderung oder Frage) und generiert darauf basierend einen möglichen Fortsetzungstext. Durch die Verwendung von sogenannten „Self-Attention“-Mechanismen kann ChatGPT dabei auf frühere Teile des Eingabe-Textes zurückgreifen und diese in den generierten Text einbeziehen, was zu teils erstaunlichen Effekten führt.
Zwar warnt Rowan Curran, Analyst für maschinelles Lernen beim Marktforschungsunternehmen Forrester, in einem interessanten Artikel in der Washington Post, „…dass große Sprachmodelle wie ChatGPT dafür berüchtigt sind, ‚kohärenten Unsinn‘ auszuspucken“. Und natürlich müssen wir dieses auf Internet-Trainingsdaten beruhende Sprachmodell mit aller Vorsicht nutzen. Aber eines ist offensichtlich: Hier werden Werkzeuge entwickelt, die gekommen sind, um zu bleiben. Das ist auch unseren Schülerinnen und Schülern bewusst, die diese Tools regelmäßig nutzen.
Und wer im Bildungsbereich ein Tool wie ChatGPT eben ganz nüchtern auch als Tool sieht – als Werkzeug, als Assistent für die Planung oder Unterstützung von Lernprozessen – der wird schon aus Neugierde den Dialog mit dem Chatbot immer weiter vertiefen, verfeinern und im Optimalfall auf der Basis des technisch Machbaren perfektionieren.
Einige Punkte erschienen mir – praxisorientierter Anwender ohne Informatik-Hintergrund – im letzten Jahr besonders interessant:
Momentan eignet sich das Tool besonders für entdeckendes Lernen und Ausprobieren, aber zumeist noch nicht für „perfekte“ Ergebnisse (Texterstellung, …). Das ist Stand Januar 2024 so – und wird sich sicher ändern. Zugleich steht die Nutzung von ChatGPT immer unter dem Vorbehalt, dass wir alle eine Testversion nutzen, die vor allem der Verbesserung dient – sicherlich aber in Zukunft kostenpflichtig werden wird.
- Erster großer Lerneffekt: Die Eingaben (Prompts), mit denen wir ChatGPT zu einer Antwort auffordern, sind ein entscheidender Stellhebel für den Output, für das Ergebnis, das wir erhalten. Je besser der Prompt, desto mehr können wir aus der vorhandenen Datenbasis herausholen.
- Zweiter großer Lerneffekt: Mit einfachen Prompts erreicht man durchaus erstaunliche Ergebnisse, kommt aber nicht weit. Je komplexer, präziser und zielorientierter unsere Prompts definieren, was ChatGPT für uns machen soll, desto mehr wird möglich.
Vom „Prompt“ zum „Mega-Prompt“
Besonders spannend wird jetzt die Beschäftigung mit ChatGPT-Prompts. Das klingt zwar sehr nach IT-Experte (der ich beispielsweise nicht bin), ist aber gerade für Schule und Unterricht zentral. Denn: Zahlreiche Lehrerinnen und Lehrer beschäftigen sich erst seit kurzer Zeit mit ChatGPT oder anderen „KI“-Tools, lernen deren Funktionen kennen und fangen an, Ideen für schulisches Lernen zu entwickeln und tauschen diese miteinander aus. Das heisst, auch hier stehen wir noch ganz am Anfang – doch die Lernkurve ist steil.
„People have predicted the rise of a new category of professionals called “prompt engineers,” even guessing they’ll replace data scientists or traditional programmers“, konstatiert die Washington Post, hält diese Entwicklung jedoch für wenig wahrscheinlich. Gerade in den Sozialen Medien hat sich, wie es scheint, aber schon jetzt eine ganz neue Spezialisten-Gruppe herausgebildet, die gezielt ChatGPT-Prompts weiterentwickelt.
Und das kann auch für Lehrpersonen sehr spannend sein. Denn bei dem in diesem Bereich sehr aktiven Rob Lennon fand ich vor einigen Tagen ein Konzept, das er „Mega-Prompt“ nennt, das es aber in sich hat. Lennon geht weg von einfachen Eingaben wie „Mache dies“, „Mache jenes“ oder „Erkläre mir das [XY-]Konzept“ hin zu einem sechsstufigen Prompt-Aufbau, der ChatGPT mit unterschiedlichen Aufforderungen / Informationen in ein konkretes „Szenario“ versetzt:
- Wer oder was wird simuliert?
- Aufgabe / Tätigkeit – was ist zu tun?
- Arbeitsschritte – was ist in welcher Reihenfolge zu tun?
- Kontext / Nebenbedingungen / Einschränkungen / … – was muss dabei beachtet werden?
- Ziel – was soll der Bot-Dialog erreichen?
- Format des Outputs – wie soll die Rückmeldung des Bots aussehen?
- Lernbegleitung mit ChatGPT Mega-Prompts? Erste Überlegungen zu KI als Writing-Tutor 2
Aufbau eines ChatGPT Mega-Prompt (© Rob Lennon 2023).
Mega-Prompt für den Unterricht: ChatGPT als Schreibassistent
Noch interessanter als Lennons Vorlage erscheint – gerade mit Blick auf Schule und Unterricht – die Idee von Mick McMurray, einem High-School-Lehrer aus San Diego/CA. Er hat einfach Lennons Struktur für Mega-Prompts mit Blick auf einen wichtigen Lernprozess adaptiert: Das Schreiben und Überarbeiten argumentativer Texte. Nur diesmal mit einem persönlichen ChatGPT-Schreibassistenten, der Schülerinnen und Schüler bis zum gewünschten Ergebnis begleitet und mit individuellem Feedback die Möglichkeit zur Überarbeitung und Verbesserung gibt. Ein interessanter Ansatz, gerade auch mit Blick auf die beginnende Auseinandersetzung mit KI aus Sicht der Schreibdidaktik.
Nicht zu Unrecht ärgert sich Mick McMurray per Twitter darüber, dass Lehrpersonen das Potential von ChatGPT eigentlich noch gar nicht nutzen, wenn sie sich Stundenplanungen und andere Standardtätigkeiten vom Bot abnehmen lassen – das Gleiche wie immer, nur halt schneller.
„Teacher’s conversations about ChatGPT are short-sighted. Cheating. Writing lesson plans. What we do now, but faster.“ Letztlich wenig innovativ und stark an der Oberfläche. In einem interessanten Mailaustausch schrieb er mir zuletzt noch: „To leverage the power of ChatGPT in the classroom, educators need to think about it as more than a tool for creating a single output with a single input. If you craft a prompt correctly, you can create personalized learning experiences.„
Und genau damit greift er einen Aspekt heraus, der uns alle sehr beschäftigt: Die Frage, inwiefern und wie intensiv digitale Technologien individualisierte(re)s Lernen ermöglichen können und Schülerinnen und Schüler in ihrem Lernprozess besser (weil individueller) unterstützen können, als ich es als Lehrer im laufenden Unterricht (mit bspw. 30 SuS, die sich im Schreibprozess befinden) kann.
Und McMurrays Idee eines Schreibspiels mit ChatGPT funktioniert gut – weil der Prompt bereits jetzt so präzise und ausdifferenziert ist, dass Schülerinnen und Schüler sich in ein Schreibspiel mit ChatGPT begeben (oder andersherum?), an dessen Ende sie in einem kontinuierlichen Prozess von
- Schreiben,
- Feedback,
- Überarbeiten,
- Feedback, …
bspw. einen argumentativen Text mit einer konkreten Fragestellung, fortlaufend durch Feedback optimiert, verfassen. ChatGPT wird damit zu einem ganz einfachen, aber zugleich sehr weitreichenden Lernbegleiter.
Praxisbeispiel – Potential für individualisiertes Lernen: ChatGPT als Schreibassistent
Die Vorlage von Mick McMurray habe ich einfach mal übersetzt und leicht angepasst, sodass sie auch in meinem Unterricht (bzw. im deutschsprachigen Unterricht allgemein und fachunabhängig) mit den unterschiedlichsten Aufgaben und Fragestellungen verwendet werden könnte, und dann getestet.
Und das passiert, sobald der Prompt startet – das Training beginnt:
Bild 1 + Bild 2
Auch mit Blick auf das in diesem Beitrag vorgestellte Konzept stellt sich die Frage: Werden die Schülerinnen und Schüler hier am Ende mehr mit oder über KI gelernt haben?
Selber ausprobieren? ChatGPT-Prompt zum Ausprobieren und Anpassen
Wer jetzt selbst ins Schreibgespräch mit ChatGPT einsteigen möchte, kann diese Vorlage nutzen. Einfach in ChatGPT kopieren, Prompt / Eingabe ggf. anpassen und mit der Arbeit beginnen. ((Ende der mit dem Pagebuilder bearbeitbaren Inhalte))
Meine Aufgabe: Schreibe eine Stellungnahme, in der Du diskutierst, ob ChatGPT in Schulen verboten werden sollte.
Stelle Dir vor, Du bist meine Deutschlehrerin, die mich beim Schreiben unterstützt, und ich bin ein Schüler. Ich habe die obenstehende Aufgabe erhalten.
Gib nur Ratschläge. Nenne keine Beispiele. Wenn ich nach einem Beispiel frage, sage mir, dass Du nicht willst, dass ich schummle, sondern dass ich die Arbeit selbst erledige.
Fordere mich zunächst zu einer Antwort auf und warte meinen Textabschnitt ab, bevor Du Hilfe anbieten.
Jede Antwort von Dir sollte nur eine Möglichkeit zur Verbesserung meines Absatzes enthalten. Jede Antwort von Dir sollte nicht länger als 5 Sätze sein. Beende Deine Antwort, indem Du mich aufforderst, eine Änderung vorzunehmen und meinen Textabschnitt neu zu schreiben.
Nenne dann eine weitere Möglichkeit, wie ich mich verbessern kann. Wiederhole dies, bis der Textabschnitt vollständig ist.
Zu einem vollständigen Absatz gehören: eine Hypothese, Argumente und Gegenargumente.
Hilf mir auch, meinen Stil, meine Grammatik, meine Gliederung und meine Argumentation zu verbessern.
[Tonfall und Stilrichtlinien: Sei prägnant, aber verwende auch rhetorische Fragen und erzählendes Schreiben, um die Leser zu fesseln. Schreibe auf eine Weise, die sowohl informativ als auch unterhaltsam ist. Verwende eine einfache, klare Sprache].
Wenn ich während dieses Chats das Thema wechsle, lenke die Unterhaltung auf dieses Thema zurück.